Trotz verstärkter Bewerbung dieser Fahrt in unseren Medien und mit persönlichen Ansprachen sowie erinnernden eMails und Whatsapp-Beiträgen war die Teilnahme- und Anmelde-Resonanz eher verhalten.
Tags zuvor erreichten die Ausrichter auch noch wirklich sehr kurzfristige Absagen, so dass sich schlußendlich nur noch 19 Teilnehmende mit 11 Fahrzeugen am Startpunkt beim TSV Meine 09 versammelten. Schade! Vielleicht fußten im Grunde genommen die Absagen auch nur auf den vorherigen Wetterprognosen, die gerade für diesen Tag recht viel Regenschauer ankündigten. Ein Teilnehmerpaar zog deshalb seine Wochen vorher getätigte Teilnahme-Anmeldung am späten Abend vor dem Fahrtbeginn wieder zurück.
Nahezu pünktlich um 09:30 Uhr machten wir uns auf den Weg unserer ungefähr 130 Kilometer langen Hinfahrt gen Nordwesten. War es bis zum Start vom Wetter her noch trocken, setzte bereits eine Viertelstunde später leider leichter Regen ein. Die Cabriofahrer hatten ja angesichts des trüben Wetters vorsorglich vorher die Verdecke geschlossen. Mit recht zügier Fahrt erreichten wir den Wegpunkt Kreuzkrug, wo wir Richtung Westen auf die Bundesstraße 188 nach Burgdorf abbogen.
Nach 50 Kilometern Wegstrecke und zwischenzeitlich auch mal wieder trockenen Straßenverhältnissen fuhren wir im Raum von Schillerslage in ein kurzes Gebiet von teilweise heftigem Sturzregen, der aber nicht allzu lange anhielt. Dank der umsichtigen Fahrweise des Teams von Frank Kornetzki mit seinem Ko-Piloten und Navigator Holger Huppert durchkreuzten wir Großburgwedel sicher und erreichten dann recht schnell das Gebiet um Mellendorf. Im Bereich von
Bestenbostel hatten wir zwar einen kurzen Zwischenstopp eingeplant, den wir aber leider an der Strecke verfehlten. Weil es aber mal wieder ein kleines Regenschauer gab, war das Auslassen dieser Rast auch ganz vorteilhaft. Nach ein paar idyllisch anmutenden Ortschaften erreichten wir innerhalb der vorgesehen Fahrzeit unseren Zielort
Industriedenkmal Senffabrik Leman in Eystrup und konnten dort dank vom Veranstalter bereit gestellten und vorher von den Organisatoren ausgedruckten und Einfahr- und Parkgenehmigungen auf die für uns nur für Oldtimerfahrzeuge reservierten Parkplätze am alten Güterschuppen fahren. Hier konnten wir bereits das erste
Dampfmobil in Aktion bestaunen.
Nach kurzer Kontaktaufnahme mit dem für uns zuständigen Veranstaltungspartner Wolfram-Wernher Köhr änderten wir kurzfristig den Ablauf unseres vorort vorgesehenen Programms und besuchten als ersten Veranstaltungspunkt das Museum »Im 2-Takt«. Dort wurden wir ganz herzlich vom Leiter und anderen ehrenamtlichen Unterstützern der privat aufgebauten und leidenschaftlich geführten Ausstellung von vielen einzigartigen und sehr schönen DKW-Motorrädern aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg begrüßt. Vor über 30 Jahren begann die Passion von Christian Bremer, sich der Restauration von Motorädern der Marke DKW zu widmen. Alsbald wurden es immer mehr Motorräder und im Alter von 49 Jahren beschloß Christian Bremer, seine Sammelleidenschaft der breiten Öffentlichkeit im Rahmen eines kleinen Museums zu präsentieren. Durch einen glücklichen Zufall wurden ihm auf dem Gelände der Senffabrik Leman einige kleine Räume für diese wirklich sehenswerte Ausstellung zur Verfügung gestellt.
Von Christian Bremer erfuhren wir bei seinem gekonnt gemachten Vortrag sehr viele Details zu einzelnen Maschinen, deren Konstruktion sowie deren Vermarktung und im Besonderen über die ereignisreiche Geschichte des Unternehmens DKW, das einmal der weltweit größte Hersteller von Zweirädern war. Was wir zudem wohl alle nicht wußten, das das Markenzeichen DKW die Abkürzung für Dampfkraftwagen bedeutet und dass der dänische Firmengründer Rasmussen sich in den Anfangsjahren seiner unternehmerischen Tätigkeit auch mit der Entwicklung und Fertigung von Dampfkraftwagen widmete. Somit wurde auch hiermit ein guter Bogen zur thematischen Verbindung mit dem Dampfmaschinenfest hergestellt.
Nach einem halbstündigen Besuch dieser Präsentation konnten wir uns in freier Regie dann im Geländes des 6. Dampfmaschinenfestes umsehen oder in dessem Gastronomiebreich einen Snack zum Lunch einnehmen. Das Angebot von Essenständen im Gastronomiebereich war vielfältig, ob Suppe oder Würstchen, Eis oder Flammkuchen – für Jeden ließ sich sicherlich etwas Passendes finden. Und im Dampfcafé gab's zudem auch noch warme und kalte Getränke. Was möchte man noch mehr?
Überall gab es immer wieder etwas sehr Begeisterndes in Aktion zu bewundern. Dampfmobile gab es in Hülle und Fülle und in verschiedenen Dimensionen – entweder standen sie an speziellen Präsentationsorten oder fuhren gemächlich immer mal wieder über das Gelände. Sie waren einfach nur herrlich anzusehen und waren nahezu fast Alle in einem bemerkenswerten hohen und perfekten Restaurationszustand. Zwischen den großen Dampfmobilen „dampften” die internationalen Steam-Enthusiasten mit ihren maßstäblich verkleinerten Modell-Dampftraktoren (meist im Maßstab 1:8 selbst gebaut) umher.
Zu angekündigten Zeiten gab es auch Vorführungen zu historischen Einsatzzwecken von Dampfmobilen. Besonders sehenswert waren die Darbietungen der Dampf-Feuerwehr mit Bedienern in historischen Feuerwehr-Uniformen. Auch ein dampfbetriebener selbstfahrender Kran nahm an der internationalen Ausstellung der Dampfmaschinen teil.
Kurz nach der Mittagszeit konnten wir im geschäftigen Treiben des Dampfmaschinenfestes auch noch im Krafthaus der Senffabrik Leman eine Führung realisieren und an der Präsentation der in Aktion befindlichen Dampfmaschine teilnehmen, die jahrzehntelang für die Stromgewinnung und -versorgung der Senffabrik ihren unermüdlichen Dienst tat. Diese kolossale Maschine präsentierte sich in einem sehr guten Zustand und begeisterte uns durch das nahezu geräuschlose Wirken der gesamten Konstruktion. So etwas hatten Viele von uns nicht erwartet und eine derartige Maschine auch noch nicht gesehen und dazu auch noch im Betrieb erleben können.
In einer weiteren Halle der ehemaligen Senffabrik hatten viele Modellbauer von Dampfmaschinen ihre Ausstellungstische aufgebaut. Hier konnten wahre Meisterwerke der kleinen und detaillerten Modellbaukunst bestaunt werden. Manchmal konnte man sich einfach nicht das Schmunzeln verkneifen, mit welcher auch lustigen Idee, Hingabe und Perfektion wahre Meisterwerke hier entstanden sind. Auch gab es viele maßstäbliche Modelle tatsächlich früher existierender Dampfmaschinen oder Lokomobile zu sehen, die teilweise auch mit informativen Textaufstellern dokumentiert wurden.
Der Flair des Dampfmaschinenfestes wurde auch noch zusätzlich von einigen Personen angereichert, die in zeitgenössischen sehr schmuckvollen Gewändern und teils bizarr anmutenden Accessoires im Stil des »Steampunk fashion« über das Gelände flanierten.
Gegen 15 Uhr mußten wir dann wegen der noch notwendigen Zeit für die Rückfahrt leider das wirklich sehr schöne Dampfmaschinenfest verlassen und konnten beim Rückweg zu unserem Parkplatz dabei noch einen kurzen Blick auf den gerade anwesenden historischen Triebwagen T1 des
DEV Deutscher Eisenbahn Verein des
Niedersächsische Kleinbahn-Museum Bruchhausen-Vilsen (ältestes Eisenbahnmuseum in Deutschland) werfen, das wir auf der Hinfahrt unserer
GrandTour 2024 bereits besucht hatten. Dieser Triebwagen fuhr zu jeder vollen Stunde als
»Kaffkieker« auf der Museumeisenbahnstrecke Eystrup-Hoya und danach wieder zurück auf sein eigens dafür vorgesehenes Bahnsteiggleis des an das Gelände der Senffabrik angrenzenden Bahnhofs von
Eystrup.
Während sich einige große und kleine Dampfmobile auf eine kleine Ausfahrt Richtung Eystrup aufmachten (siehe die Videoaufnahme, die mit einem Drohnenflug von unserem jüngsten Tourteilnehmer Ben Jacquemar, einem Enkelkind von Norbert Jacquemar, gemacht wurde), machte ein netter Passant von unserer Teilnehmerschar noch ein schönes Gruppenfoto.
Das Wetter hatte sich zwischenzeitlich gebessert – nur noch leichte und meist sehr kurze Regenschauer begleiteten uns auf der Rückfahrt, die uns entlang des Freizeitparks Rethemer Fähre und später mit der
Panzerringstraße rund um das militärische Übungsgebiet bei
Bergen-Belsen in südöstlicher Richtung bis zur
Gedenkstätte des ICE-Unglücks bei Eschede führte.
Nach einer kurzen Pause mit würdevoller Andacht beim Denkmal, untereinander Tschüss-sagen sowie einem von einigen Teilnehmenden benötigten kurzen Tankstopp in Eschede fuhren wir schnurstracks zur Bundesstraße 4, die uns trotz starkem und bekanntem Urlaubs- oder Ausflüglerverkehr recht zügig wieder in unsere Heimatgefilde zurückbrachte. Pointe zum Schluß: kurz vor Gifhorn lugte wieder die Sonne durch die Wolken und ließ die Landschaft mit einem milden Sonnenstrahl ganz sanft sommerlich erleuchten.
Fazit: Auch bei nicht so perfektem Wetter kann eine dann umsichtig geführte Oldtimerausfahrt Freude bereiten. Und Alle, die nicht daran teilnehmen wollten oder konnten, haben etwas Schönes und Einmaliges versäumt! Für viele Teilnehmende war diese 4. Jubiläumsfahrt eine echte Bereicherung, denn wo und wann haben wir schon einmal eine so schöne Ansammlung und Präsentation von dampfbetriebenen Mobilen und historischen Lokomobilen erleben dürfen.
Besten Dank an dieser Stelle an Frank und Holger für die gute Strecken-/Fahrzeug-/Konvoiführung sowie ganz besonders an unseren Veranstaltungs-Ansprechpartner Wolfram-Wernher Köhr, dem Vorsitzenden des Vereins Interessengemeinschaft Industriedenkmal Senffabrik Leman im
Heimatverein Eystrup, für die gute Zusammenarbeit bei der Vorbereitung dieser Oldtimerausfahrt und für die Durchführung des Programms an Ort und Stelle.
Zum Schluß: Bilder sagen mehr als Worte!
+++ 30. Juli 2025 +++ Wolfgang Hesse +++
Fotos © Wolfgang Hesse (32 und gesamte Diaschau), unbekannter Passant (1), Ben Jacquemar (Video-Drohnenflug)
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